Revolution statt Evolution: Der richtige Ansatz für Ihr Cloud MES

29. November 2024
Vom On-Premise zur Cloud: Warum eine einfache Replikation nicht ausreicht

„Aber es hat noch nicht alle Funktionen, die unser System jetzt hat.“ So, oder so ähnlich klingen die Einwände bei einigen der Gespräche, die wir aktuell zahlreich führen, wenn Unternehmen mit ihrem MES in die Cloud wechseln möchten oder aus systembedingten Abkündigungen wechseln müssen. Daran ist häufig sichtbar, dass auf die neue Cloud-Architektur zu linear als Migration von der Vergangenheit in die Zukunft geschaut wird, was fatale Folgen haben wird.

Betrachten wir analog dazu einmal die aktuelle disruptive Veränderungen am Automarkt. Dort gibt es jene, die die Elektromobilität als neuen Antriebsstrang betrachten – Verbrenner raus, Batterie rein, fertig. Reichweite ist das einzige neue Unterscheidungsmerkmal. Innovationen bedeuten hier vielleicht noch, den Antriebsmotor von 1x zentral auf 4x dezentral zu denken und somit Platz unter der Motorhaube zu schaffen. Es gibt aber auch jene, die den disruptiv, transformativen Character erkannt haben und umsetzen. Diese Visionäre denken das Automobil nicht mehr nur als Vehikel, um angenehm von A nach B zu kommen, sondern – speziell in Verbindung mit autonomen Fahren – als Entertainment-Plattform, als erweitertes Wohnzimmer oder als „Spezial-Applikation“ für Paketzustellung oder für die Altenpflege. Und schon entstehen ganz andere Welten, andere Märkte und andere Wettbewerber. Eine Transformation des Produktes und des Geschäftsmodells hat stattgefunden.

Kommen wir zurück zur IT-gestützten Produktionssteuerung. Welche neuen Möglichkeiten und Chancen ergeben sich, wenn nicht in Migration und Verlagerung der aktuellen Funktionen in die Cloud gedacht wird, sondern die Prozesse plötzlich anders gedacht und umgesetzt werden können? Drei Beispiele:

Digitalisierter Ende-zu-Ende Wertstrom

Klar ist, ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) in Einzeldisziplinen wie Produktion, Lager, Logistik usw. wird nicht zu disruptiven neuen Prozessen führen. Was es braucht ist ein holistisch gedachter Ende-zu-Ende- Prozess mit einem 360-Grad-Ansatz Design-to-Operate. Wenn Daten über den gesamten Wertschöpfungsprozess über Planung, Beschaffung, Fertigung und Logistik, vom Design des Produktes bis zum After-Sales-Service zusammengebracht, durchgängig ausgewertet und genutzt werden, können vollständige neue Produkte und somit vollständig neue Nutzererfahrungen entwickelt und schneller, effizienter und günstiger produziert werden. Erkenntnisse aus dem Support fließen in die Weiterentwicklung des Produktes ein und Produkte werden so konzipiert, dass sie modulbauartig auch über den Lebenszyklus neue Funktionen erhalten und die Lebens- und Nutzungsdauer verlängern.

Intelligente Assistenzsysteme

Fachkräftemangel, variantenreiche Produktion mit Losgröße 1, kurze Produktlebenszyklen, all das ist Gift für eine Arbeitsroutine, die zu Prozesssicherheit und qualitativen Produkten führt. Mit einem digitalen Zwilling, der vom Design bis zum Customer Service genutzt und mit Daten über den Lebenszyklus angereichert wird, stehen einem weitreichende Wege offen, den volatilen Marktanforderungen gerecht zu werden und resilienter zu agieren. Produktkonfigurationen für die individuelle Fertigung können vom Kunden bis zur letzten Minute angepasst werden und eine mit Produktionsversorgung und Werker-Assistenzsystemen intelligent vernetzte Produktionssteuerung sorgt für eine fehlerlose Produktion. Das verkürzt die Durchlaufzeit und vermeidet Verschwendung. Cobots, fahrerlose Transportsysteme und 3-D-Drucker werden bedarfsgerecht angesteuert und der Materialbedarf von der Beschaffung bis zur Bereitstellung nahtlos in den lean-basierten, schlanken Prozess integriert.

Nachhaltigkeit

Verschwendung vermeiden bedeutet auch unmittelbar Ressourcen schonender und somit nachhaltiger zu produzieren. Doch das ist nur der offensichtliche Teil der nachhaltigeren Produktion. Der digitale Produktpass beispielsweise, der auf dem Konzept des digitalen Zwillings beruht, eröffnet neue Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft für die eigenen Produkte. Oder denken wir an die Erweiterbarkeit von vernetzten, digitalen Services, die über Plattformen die eigenen Produkte erweitern und somit die Nutzungsdauer verlängern und darüber neue, kontinuierliche Einnahmen generieren können. Nachhaltigkeit wird somit nicht zum Kostenfaktor, sondern zum Unterscheidungsmerkmal

MES als MOM

All das und viele weitere innovative Ideen sind zukünftig schwerlich umsetzbar, wenn rein ein verlagern der MES-Funktionen in die Cloud realisiert wird. Das Manufacturing Execution System (MES) erweitert sich gedanklich zum Manufacturing Operation Management (MOM), einem System zur ganzheitlichen Steuerung des Wertschöpfungsprozesses welches sich KI-gestützt selbständig optimiert. Wenn ich so daran denke, kann ich es eigentlich kaum erwarten…
Autor und Ihr Ansprechpartner
Ulf Kottig
Head of Marketing Practice Sustainable Supply Chain & Manufacturing
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