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SAP GTS und Wertschöpfung im Außenhandel: Was bringt S/4HANA?

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Jede Systemstrategie für den Wechsel auf eine künftige digitale Lösungsplattform muss ein Augenmerk auf den Außenhandel legen. Die Analyse der Außenhandelsprozesse und die damit verbundenen Systemanpassungen im Umgang mit S/4HANA können nicht früh genug beginnen.

Die Tage von SAP R/3 sind gezählt – die Zukunft gehört S/4HANA. In Bezug auf den Lieferumfang von S/4 im Bereich des Außenhandels sind Anwenderunternehmen oftmals unwissend bis orientierungslos. Fest steht: Der neue SAP-Standard bringt eine neue Benutzeroberfläche und einen neuen Funktionsumfang mit sich. Jede Systemstrategie für den Wechsel auf S/4 muss also ein Augenmerk auf den Außenhandel legen. Die Analyse der Außenhandelsprozesse und die damit verbundenen Systemanpassungen im Umgang mit S/4 sind zwingend erforderlich.

Die Ausgangssituation ist folgende: Mit R/3 stehen Funktionalitäten wie die Präferenzzollabwicklung, die Ausfuhrkontrolle und das INTRASTAT-Reporting im Modul SD-FT für den Außenhandel zur Verfügung. Obwohl in diesem Modul seit langer Zeit keine Neuerungen mehr erfolgen, gibt es etliche SAP-Anwenderunternehmen, die sich – zum Teil unterstützt durch Legacy Add-ons – noch auf diesen Standard stützen. Dabei existiert parallel seit vielen Jahren SAP Global Trade Services (GTS) mit dem Anspruch, eine international erprobte Außenhandelsplattform für Unternehmen zu sein.

Bekannte Funktionalitäten fallen weg

Mit SAP S/4HANA for international trade, dem neuen Außenhandelsmodul, fallen altbekannte Funktionalitäten weg und nur einige davon werden in neuer Form wieder ausgeliefert. Momentan verfügbar ist die Tarifierung, die INTRASTAT-Abwicklung, die länder- und produktbezogene Ausfuhrkontrolle und – bei zusätzlicher Lizenzierung über die S/4HANA Cloud – auch die personenbezogene Ausfuhrkontrolle (Sanktionslistenprüfung). Aktuell gibt es keine Lösung für die Bereiche Zollmanagement, d.h. elektronischen Nachrichtenaustausch mit nationalen Zollbehörden, und Präferenzzollmanagement.

Viele Anwenderunternehmen sind orientierungslos und wissen nicht, welchen konkreten Lieferumfang S/4HANA im Bereich des Außenhandels bietet.
Thomas Marx
Consulting Director

SAP-Anwender bekommen folglich im Bereich Außenhandel mit S/4HANA noch nicht den vollen Leistungsumfang von SAP R/3. Zudem sind kundeneigene Änderungen durch die technische Neugestaltung nicht einfach zu migrieren.

Umstieg auf SAP S/4HANA

Was ist also zu tun, wenn die Vorbereitungen für den Umstieg auf S/4HANA bereits in vollem Gange sind? Wie geht man mit den Fragen über Einführungszeitpunkt und Umfang der angebotenen Außenhandelslösungen um? Aus meiner Sicht sind die folgenden drei Punkte wesentlich:

  1. Ausgangssituation: Jedes Unternehmen sollte sich in einem der folgenden vier Szenarien wiederfinden.
    a. SAP Global Trade Services (SAP GTS) ist bereits im Einsatz,
    b. der Außenhandel wird hauptsächlich über SD-FT im SAP R/3 abgewickelt,
    c. der Außenhandel wird im SD-FT im SAP R/3 mit Add-on Lösungen abgewickelt,
    d. es wird noch keine SAP-Lösung zur Abbildung der Außenhandelsprozesse verwendet.
  2. Anforderung und Business Case: Eine Analyse der benötigten und existierenden Außenhandelsprozesse ist elementar. Wird die elektronische Zollkommunikation oder das Präferenzzollmanagement benötigt? Für welche Verfahren? Werden Außenhandelsprozesse nur aus Deutschland heraus betrachtet oder sind andere Länder ebenfalls im Fokus (Beispiel U.S. Re-Export)? Welche Volumetrics (Anzahl an außenhandelsrelevanten Stamm- und Bewegungsdaten) liegen vor? Gibt es eine 1:1-Systembeziehung, d.h. werden die Außenhandelsprozesse nur in einem System abgebildet? Eine Business-Case-Berechnung inklusive der Berücksichtigung von Lizenzkosten, Schnittstellenverwaltung, Zukunfts-/Roll-out-Sicherheit kann bei der Entscheidung helfen.
  3. Umstiegsszenario: Ebenfalls wichtig zu beachten ist der ins Auge gefasste S/4HANA Transformationsansatz. Werden die bestehenden Prozesse beibehalten (Brownfield), wird die Umstellung auch zur Prozessneugestaltung genutzt (Greenfield) oder wird ein Mischszenario (Selective) gewählt? Dies ist insbesondere für grenzüberschreitende Logistikprozesse von Interesse (Reparatur, Retoure, Lohnbearbeitung etc.).

Wenn Sie ihren Umstieg auf S/4HANA in den nächsten drei Jahren planen, kann Sie ein sorgfältiges Assessment Ihrer Außenhandelsprozesse im Rahmen einer S/4-Vorstudie weiterbringen. Sie wissen dann, wie die nächsten Schritte aussehen.

SAP S/4HANA for international trade ist neu und wird vorerst nur für Unternehmen mit überschaubarem Import-/Export-Aufkommen interessant sein. Wenn wir den Faktor Internationalisierung noch dazu nehmen, bietet es im Vergleich zu SAP GTS nur ein beschränktes Lösungsangebot.

SAP GTS hingegen ist ein ausgereiftes Produkt. Damit wird der Grundstein für eine strategische Ausrichtung des Außenhandels im Unternehmen gelegt. Außerdem bildet sich eine unternehmensweite User-Community von Außenhandelsspezialisten. Mit einer solchen Systemgrundlage wird echte Wertschöpfung im grenzüberschreitenden Warenverkehr erreicht – und audit-sicher dokumentiert.

Wollen Sie mehr erfahren? Schauen Sie sich die Aufzeichnung unseres kostenfreien Webinars „International trade for S/4HANA vs. SAP GTS – Welche Außenhandelsplattform passt zu Ihrem Unternehmen?“ an.

Ihr Kontakt

Thomas Marx
Consulting Director