Zwei kleine Kinder hat Angela Cardinale: die ältere Tochter ist drei, die kleine gerade sieben Monate alt. Außerdem ist die 36-Jährige Managerin bei der Beratungsfirma cbs. Die Beförderung auf ihre aktuelle Position und die damit verbundene Personalverantwortung für vier Kolleginnen und Kollegen, bekam sie, als sie gerade wenige Monate aus der ersten Elternzeit zurück war. „Ich möchte Dinge verändern“, erzählt sie, „und ich möchte zeigen, dass es machbar ist“ – eine Führungsposition zu haben und eine Familie. Und das in einer Branche, die noch immer männerdominiert ist, in der es wenige Frauen gibt, erst recht nicht in Führungspositionen.
Angela Cardinale hat International Business studiert und kam als Quereinsteigerin in die SAP-Beratung. Bei cbs leitet sie nun große Stammdatenprojekte bei Kunden. Als Stammdaten bezeichnet man die Daten eines Unternehmens, die die Grundinformationen über betrieblich relevante Dinge enthalten, also etwa über Material, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Geschäftspartner, Kunden, Lieferanten. Bei solchen Projekten analysieren die Beraterinnen und Berater von cbs diese Daten gemeinsam mit dem Kunden, etwa wenn ein Wechsel auf neue SAP-Software ansteht. Sie gestalten Prozesse neu und optimieren sie.
Auch wenn die IT-Branche sie fasziniert – „Ich bin eher strategisch unterwegs.“ Schnell habe sich herausgestellt, dass ihre Begabung nicht so sehr im Programmieren liegt. „Was ich gut kann, ist Projektmanagement, Moderieren, Kommunizieren, Potenziale oder Probleme erkennen“, sagt sie. So war schnell klar, dass sie diesen Weg einschlagen würde – und cbs hat ihn ihr ermöglicht.
13 Monate war sie nach der Geburt ihrer ersten Tochter zu Hause, ihr Mann weitere sieben. Dann kehrte Angela Cardinale zurück an ihren Arbeitsplatz – zunächst mit 60 Prozent, kurz darauf erhöhte sie auf 80 Prozent – und wurde wenige Monate später Managerin. Dass sie ein kleines Kind hatte, dass sie Teilzeit arbeitete – für ihren Arbeitgeber sei das kein Problem gewesen, sagt sie. „Ich hatte nie das Gefühl, dass mir irgendeine Tür zugemacht wurde.“
Natürlich habe es manchmal Momente gegeben, in denen es zu viel war, in denen sie abends noch da gesessen habe, erzählt sie. Dennoch wird sie auch nach der zweiten Elternzeit wieder zurückkehren auf ihren alten Job. Sie hat Strategien entwickelt, wie es mit der Vereinbarung klappt, trotz des fordernden Jobs, in dem man auch mal schnell und flexibel reagieren muss. „Ich habe einen sehr unterstützenden Mann an meiner Seite“, sagt sie. „Ohne einen solchen Partner würde es nicht funktionieren.“ Sie teilen sich die Aufgaben im Haushalt und die Betreuung der Kinder. „Wenn die Kinder krank sind, heißt das nicht, dass ich automatisch gehe.“ Sie plant ihre Tage und Wochen so gut es geht, auch gemeinsam mit ihrem Partner. Außerdem haben sie sich ein Unterstützungsnetzwerk aufgebaut: Omas und Opas, Babysitter, Nachbarn, Eltern anderer Kita-Kinder. Und sie habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Chef – selbst Familienvater. Wenn etwas sei, könne sie immer offen mit ihm reden. „Er hat Verständnis dafür, wenn das Kind krank ist. Das macht viel aus.“
Junge Führungskräfte, meint sie, dürften auch lernen, nein zu sagen und Grenzen zu setzen. „Alles andere bringt doch niemandem etwas“, sagt sie. „Manchmal muss auch ich sagen: Es geht nicht. Das tue ich dann auch.“
So traut sich Angela Cardinale, ihre Karriere weiter voranzutreiben. Nach der Elternzeit kehrt sie zurück auf ihre alte Position. Ihr Ziel ist es, mehr Verantwortung zu übernehmen, ein großes Team zu leiten, irgendwann einmal eine eigene Abteilung aufzubauen. Sie möchte Vorbild sein für andere junge Frauen mit Kinderwunsch.
Zwei Kinder und dennoch Managerin in der Beratung?