Genossenschaft Migros Ostschweiz optimiert Zugreihungsprüfung mit KI und Datenbrillen

6. Dezember 2024

Um die Präzision und Effizienz in den Yard-Operationen zu erhöhen, optimiert die Genossenschaft Migros Ostschweiz ihre Prozesse mit Datenbrillen und KI-basierter Bilderkennung. Als Digitalisierungspartner wählte MIGROS Ostschweiz die cbs Tochtergesellschaft leogistics, mit dem sie eine langjährige Partnerschaft verbindet.

Die Genossenschaft Migros Ostschweiz Umsatz (ca. 9000 Mitarbeitende, € 2.64 Mrd Umsatz) ist als führender Schweizer Einzelhandelsverbund stets auf der Suche nach Wegen, um die Abläufe in der Logistik weiter zu verbessern. „Wir möchten einfache und repetitive Aufgaben, soweit es geht, automatisieren, damit sich unsere Mitarbeitenden auf das Wesentliche konzentrieren können. Unser Anspruch ist, dass wir uns in der Logistik stetig verbessern wollen. Dabei spielt Technologie und Innovation eine Schlüsselrolle“, so Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik Migros Ostschweiz.

Dementsprechend zielt das aktuelle Projekt „Datenbrille” darauf ab, manuelle Prozesse in der Logistik effizienter zu machen und ein handfreies Arbeiten zu ermöglichen. Das Projekt beinhaltet Use Cases im LKW- und Bahnbereich. Zunächst galt es, als Proof of Concept die Zugeingangs- und Zugausgangs-Prozesse auf den Yard-Geländen von Migros Ostschweiz zu verbessern.

Bei ankommenden Zügen wird anhand der standardisierten UIC-Wagennummer überprüft, ob die richtigen Wagen eingetroffen sind, diese die korrekten Waren geladen haben und ob die Reihenfolge der Wagen im Zugverbund korrekt ist. Diese Prüfung erfolgt ebenfalls beim Verlassen des Werksgeländes, um gegebenenfalls Anpassungen vornehmen zu können. Bisher prüfen die Mitarbeitenden die Wagen mit Tablets oder Smartphones, auf denen von leogistics entwickelte Yard Management SAP UI5 Apps installiert sind. Die Beschriftungen auf den Wagen werden mittels einer App mit den Informationen im System abgeglichen. Wenn ein Wagen nicht korrekt angekündigt und somit nicht im System vorhanden ist, werden die Wagennummern manuell eingetragen. Dies kann zu Fehlern und Verzögerungen im Arbeitsprozess führen.

Einsatz von Datenbrillen und KI zur Erfassung der Wagen

Um diesen Prozess effizienter zu machen, arbeitet die Genossenschaft Migros Ostschweiz mit dem Beratungshaus leogistics zusammen, mit dem sie in langjähriger Partnerschaft verbunden ist. Zudem bewies leogistics Erfahrungswerte in den Bereichen Datenbrille und KI durch das vom deutschen Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderte Projekt DIANA, bei dem die Wagentechnische Untersuchung beschleunigt wird.

Das Team modifizierte die bisher für die Zugreihungsprüfung genutzte leogistics Lösung mit einer KI-basierten Wagennummernerkennung mittels Datenbrille. Bei der KI-Komponente der Lösung arbeitete leogistics mit Entwicklern der Muttergesellschaft cbs Corporate Business Solutions zusammen.

„Herausfordernd für eine Bilderkennung der UIC-Wagennummer ist die Tatsache, dass auf den Wagen eine Vielzahl von Nummern und Symbolen abgebildet sind, aber nur sehr spezifische Informationen erfasst werden dürfen. Erschwerend hinzu kommen Schmutz und Graffiti, welche die Nummern überdecken können und sich ständig wechselnde Blickwinkel und Lichtbedingungen”
Dr. Felix Aller
Solution Architect bei cbs

Der Working Prototype konnte dennoch innerhalb von weniger als 3 Monaten Entwicklungszeit und mit einer besonders geringen Menge an Trainingsdaten von ca. 100 Bildern entwickelt werden. „Es wurde innerhalb kurzer Zeit eine Lösung realisiert, die sehr robust funktioniert – und das eng am SAP-Prozess“, so Dr. Felix Aller. Das Deployment findet in der Cloud statt, sodass die Daten in der App und dem SAP-System in Echtzeit zur Verfügung stehen. Dadurch lässt sich die Lösung auch leicht skalieren, damit sie später hunderten Mitarbeitenden zur Verfügung stehen kann.

Die Bedienung der App passte das leogistics Team speziell an die Datenbrille an. „Ziel ist ein möglichst nutzerfreundlicher Workflow, der komplett Hands-free abläuft, dafür nutzten wir die Möglichkeiten der modernen Hardware”, so Katharina Gilberz, Projektleiterin leogistics. Die Bedienung der Anwendung erfolgt über eine Sprachsteuerung. Ist beispielsweise ein Wagen nicht im System vorregistriert, wird per Sprachbefehl die integrierte Kamera der Datenbrille aktiviert, die Wagennummer erfasst und der Wagen hinzugefügt. Die Daten werden nach einer Logikprüfung automatisch in SAP angelegt. Über das periphere Display der Datenbrille können die Mitarbeitenden die App aufrufen und den Status kontrollieren.

Einführung der Lösung und Ausblick

Die Tests des Prototyps zeigten, dass der Prozess der Wagenerfassung beschleunigt und die Fehlerquelle der manuellen Eingabe eliminiert werden kann. Durch die Sprachsteuerung müssen Mitarbeitende weder ihren Blick senken, tippen oder scrollen noch ihre Handschuhe aus- und wieder anziehen. Neben der deutlichen Erhöhung der Effizienz des Prozesses kann so auch die Arbeitssicherheit weiter verbessert werden. Das Feedback der Tester war positiv: „Wir waren sehr begeistert von der leichten Bedienung und der Vereinfachung der Zugreihungsprüfung. Das Projekt verdeutlicht, wie effektiv und schnell Standardprozesse optimiert und automatisiert werden können”, so Daniel Balmer.

Die Genossenschaft Migros Ostschweiz überführt nun zunächst die automatisierte KI-Bildverarbeitung mit den bereits genutzten Tablets in den Regelbetrieb. Sobald der Prozessablauf reibungslos funktioniert, soll dieser für die Datenbrillen übernommen werden. Bei der Hardware der Datenbrillen sieht die Genossenschaft MIGROS Ostschweiz noch Optimierungsbedarf seitens der Hersteller hinsichtlich der Ergonomie, Akkulaufzeit und des Bildschirms. Man befinde sich dennoch auf einem guten Weg: „Bei Datenbrillen ist in naher Zukunft viel Entwicklung und Innovation zu erwarten“, sagt Daniel Balmer.

Autor und Ihr Ansprechpartner
Dr. Karsten Kötter
Leiter Geschäftsfeld Cloud Platform