ISO 20022: Der neue Standard für den Zahlungsverkehr

16. Oktober 2025

Die Finanzwelt steht vor einer bedeutenden Veränderung: Mit ISO 20022 wird der Zahlungsverkehr in ein einheitliches, XML-basiertes Nachrichtenformat überführt. Banken und Unternehmen müssen sich auf neue Anforderungen einstellen – von Kontoauszügen bis hin zu SEPA-Überweisungen und Lastschriften.

Warum ISO 20022?

Schon vor über zehn Jahren wurde SEPA auf den ISO 20022-Standard umgestellt. Nun folgt der nächste Schritt: Die bisher parallel existierenden, oft proprietären Formate wie MT940, MT942 oder MT100 werden endgültig abgeschaltet. Ab November 2025 werden sie nicht mehr von SWIFT unterstützt – stattdessen treten camt-Formate für Kontoauszüge und pain-Nachrichten für Zahlungsaufträge in den Vordergrund.

Nationale und internationale Standards

In Deutschland spielt die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) eine zentrale Rolle, während international die Common Global Implementation (CGI) maßgeblich ist. Beide folgen zwar ISO 20022, unterscheiden sich jedoch in Details – was für Unternehmen oft zusätzliche Anpassungen bedeutet.

Wichtige Änderungen

  • Kontoauszüge: MT940 wird durch camt.053 ersetzt, MT942 durch camt.052 und MT900/910 durch camt.054.
  • Zahlungsaufträge: Neue pain-Versionen (z. B. pain.001.001.09) ermöglichen zusätzliche Informationen, etwa den Legal Entity Identifier (LEI).
  • Adressdaten: Zukünftig sind nur noch strukturierte oder hybride Adressen zulässig. Unstrukturierte Formate werden abgeschafft.
  • Echtzeitzahlungen: Ab Oktober 2025 entfällt das Betragslimit, und die Ausführungszeit sinkt auf 10 Sekunden.
  • Verification of Payee (VoP): Neue Sicherheitsprüfung für SEPA-Zahlungen – Bank und Name des Empfängers müssen übereinstimmen.

SAP-spezifische Anpassungen

Die Umstellung auf ISO 20022 betrifft nicht nur die Banken, sondern auch die ERP-Systeme, allen voran SAP. Hier sind die zentralen Handlungsfelder:

1. Neue Formatbäume in SAP (DMEE → DMEEX)

  • Bisher genutzte SEPA-Formatbäume werden nicht mehr gepflegt und müssen durch CGI-XML-Formatbäume ersetzt werden.
  • Mit DMEEX (Extended Data Medium Exchange) steht ein modernes Werkzeug zur Verfügung, das DMEE ablöst. Unternehmen sollten bestehende Formatbäume frühzeitig migrieren und testen.

2. Kontoauszugsverarbeitung (camt statt MT940)

  • Kontoauszüge im XML-Format (camt.052/053/054) erfordern XSLT-Transformationen, damit sie korrekt in die SAP-internen Tabellen eingespielt werden können.
  • Anpassungen im Customizing und ggf. bankenspezifische Transformationen sind notwendig, da sich die Formate von Bank zu Bank unterscheiden.

3. Business Transaction Codes (BTCs)

  • Die bisherigen dreistelligen GVCs werden durch zwölfstellige BTCs ersetzt.
  • Unternehmen müssen ihr Customizing überprüfen und ggf. Buchungsregeln anpassen, da ein GVC künftig mehreren BTCs zugeordnet sein kann.

4. Stammdatenqualität

  • Strukturierte Adressen sind Pflicht – viele SAP-Systeme haben jedoch unstrukturierte Adressfelder (z. B. Straße und Hausnummer zusammen).
  • Hier sind Stammdatenbereinigungen erforderlich, damit Zahlungsdateien den neuen Standards entsprechen.

5. Echtzeitzahlungen und Verification of Payee (VoP)

  • Mit ISO 20022 können SEPA-Echtzeitzahlungen direkt aus SAP angestoßen werden.
  • Für die neue Verification of Payee sollten Unternehmen prüfen, ob Name und IBAN ihrer Geschäftspartner korrekt und konsistent gepflegt sind.

Fazit

Die Migration auf ISO 20022 ist kein reines IT-Projekt, sondern betrifft Prozesse, Stammdaten und Zusammenarbeit mit Banken. Wer rechtzeitig handelt, kann nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch von den Vorteilen profitieren: mehr Transparenz, schnellere Zahlungen und effizientere Prozesse.

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Ivan Gunis
Manager
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