Die Finanztransformation ist zu einer der obersten Prioritäten auf der Agenda von CFOs geworden. In dem heutigen volatilen Geschäftsumfeld erwarten Unternehmen von ihrer Finanzabteilung nicht nur die Sicherung der Liquidität und Compliance, sondern auch vorausschauende Erkenntnisse und die Möglichkeit, schnelle und sichere Entscheidungen zu treffen. Viele globale Finanzfunktionen werden jedoch durch fragmentierte Systemlandschaften, langwierige Abschlusszyklen und übermäßigen manuellen Aufwand behindert.
Die Vorteile von SAP S/4HANA für das Finanzwesen liegen auf der Hand: harmonisierte Prozesse, Transparenz in Echtzeit und Automatisierung, die es dem Finanzwesen ermöglicht, sich auf strategische Partnerschaften, statt auf Transaktionsaufgaben zu konzentrieren. Der Weg von Altsystemen zu globaler Finanzkompetenz erfordert jedoch mehr als nur Technologie.
Drei Fragen bestimmen jede erfolgreiche Transformation: Wie kann das Finanzwesen seinen aktuellen Reifegrad bewerten? Wie sollte die Zielvision gestaltet werden? Und wie kann schnell Wert geschaffen werden, während die globale Transformation auf Kurs bleibt?
Den Ist-Zustand feststellen
Eine Transformation beginnt mit einer realistischen Einschätzung der aktuellen Situation. Viele Finanzteams arbeiten mit mehreren ERP-Systemen, verbringen Wochen mit manuellen Abstimmungen und verfügen über keine einheitlichen globalen Standards.
Benchmarking bietet Orientierung, indem es einen Bezugspunkt für die Leistungsbewertung liefert. Untersuchungen der Hackett Group zeigen, dass sich Finanzabteilungen von Weltklasse anhand von zwei Dimensionen messen: Effizienz und Effektivität. Effizienz umfasst den Grad der Standardisierung, Automatisierung und Geschwindigkeit von Aktivitäten wie Abschluss, Berichterstattung und Cash-Management. Effektivität misst den Einfluss der Finanzabteilung als Geschäftspartner, von der Szenario-Planung und Prognose bis hin zur Entscheidungsunterstützung auf Führungsebene.
Diese Perspektive hilft CFOs dabei, ihre Finanzfunktion im Vergleich zu anderen Unternehmen zu positionieren, Leistungslücken zu quantifizieren und eine faktenbasierte Argumentation für Veränderungen zu entwickeln.
Definition der Zielvision
Sobald der aktuelle Stand klar ist, besteht der nächste Schritt darin, die Zielvision zu definieren. Eine leistungsstarke Finanzfunktion muss sowohl effizient als auch effektiv sein. Das bedeutet, manuelle Abstimmungen durch Automatisierung zu reduzieren und gleichzeitig die Fähigkeit der Finanzabteilung zu verbessern, Geschäftsentscheidungen mit Einblicken und Weitsicht zu unterstützen.
Die Zielvision muss auch mit den Unternehmensprioritäten in Einklang stehen. Die Finanzabteilung entwickelt sich über die reine Zahlenverarbeitung hinaus zu einer strategischen Rolle im Zentrum der Entscheidungsfindung.
Finanzwesen voranbringen durch Reifegradbewertung und definierte Plateaus
Transformationen verlaufen selten geradlinig. Sie schreiten stetig voran, über Plateaus mit Meilensteinen und ehrlichen Bewertungen des Reifegrades der Organisation. Um den richtigen nächsten Schritt zu definieren, ist es unerlässlich zu verstehen, wo die Organisation in Bezug auf Standardisierung, Automatisierung, strategische Partnerschaften und Geschäftstransformation steht. Ein klares Bild der Reife ermöglicht gezielte Investitionen, realistische Roadmaps und abgestimmte Erwartungen im gesamten Unternehmen. Jede Stufe steht für einen bestimmten Reifegrad mit spezifischen Fähigkeiten und messbaren Auswirkungen auf das Geschäft. Während die Finanzabteilung diese Stufen durchläuft, entwickelt sie sich von einer transaktionalen Funktion zu einem strategischen Motor für Leistung und Transformation.
Transformation in Plateaus
Die Transformation im Finanzwesen ist kein einmaliger Sprung, sondern ein schrittweiser Prozess. Die erfolgreichsten Programme schreiten in Plateaus voran:
- Plateau 1: Standardisierung – Harmonisierung von Prozessen, Stammdaten und Berichtsstrukturen. Viele Unternehmen nutzen S/4HANA als Grundlage für „One Finance“, konsolidieren Kontenpläne und globalisieren Prozesse über Dutzende oder sogar Hunderte von Buchungskreisen hinweg.
- Plateau 2: Automatisierung und Exzellenz – Maximierung der Automatisierung des Tagesgeschäfts, Verkürzung des Periodenabschlusses durch Workflows und Bereitstellung von Echtzeit-Zugriff auf Daten. Diese Stufe reduziert den manuellen Aufwand und steigert die Produktivität.
- Plateau 3: Strategische Partnerschaft – Erweitern Sie die Rolle der Finanzabteilung zu einer beratenden Funktion, die vorausschauende Analysen, Szenario-Planung und umsetzbare Empfehlungen für die Unternehmensleitung liefert.
- Plateau 4: Treiber der Geschäftstransformation – Befähigen Sie die Finanzabteilung, die Geschäftstransformation mit datengestützten Erkenntnissen aktiv zu steuern und so dem Unternehmen zu helfen, auf sich verändernde Lieferketten, neue Geschäftsmodelle und geopolitische Unsicherheiten zu reagieren.

Dieser stufenweise Ansatz gewährleistet greifbare Fortschritte in jeder Phase und verhindert eine Ermüdung im Transformationsprozess.
SCHOTT auf dem Weg zu S/4HANA
Die SCHOTT AG hat ihre Finanzprozesse durch die Umstellung von SAP R/3 (ECC) auf S/4HANA modernisiert und damit eine schlankere und transparentere Finanzlandschaft geschaffen.
Ein zentraler Meilenstein war die Konsolidierung zu einem globalen Controllingbereich, der rund 75 Buchungskreise umfasst, wodurch Prozesse gestrafft und die konzernweite Transparenz verbessert wurden. Der Wechsel vom klassischen Hauptbuch zum neuen Ledger-basierten Ansatz stärkte die finanzielle Genauigkeit und Transparenz der unternehmensweiten und globalen Wertschöpfungskette.
Durch den Ersatz der kostenbasierten CO-PA durch die buchhaltungsbasierte CO-PA erzielte SCHOTT genauere Einblicke in die Rentabilität. Das Material-Ledger ermöglichte eine parallele Bewertung, wodurch die gesetzliche Berichterstattung von der operativen Steuerung getrennt wurde. Darüber hinaus vereinfachte die Einführung von SAP Business Partner das Lieferanten- und Kundenmanagement und reduzierte Doppelarbeit und Komplexität.
Zusammen führten diese Maßnahmen zu schlankeren Prozessen, verbesserter Transparenz und einer starken Grundlage für datengestützte Entscheidungen, indem sie die Basis für die Rolle als strategischer Partner für zukünftiges Wachstum mit Börsengang, schlanken Konsolidierungs- und Entscheidungsprozessen schufen.
RWEs Reise zur Finance Transformation
Das „TranS4mer”-Programm von RWE standardisiert die Buchhaltung auf S/4HANA, um die globale Energiewende und das vielfältige Portfolio des Unternehmens in den Bereichen erneuerbare Energien, flexible Erzeugung, Handel und konventionelle Stromerzeugungstechnologien zu unterstützen.
Nach Fusionen und Übernahmen umfasste die Finanzstruktur von RWE mehr als 500 Buchungskreise in 15 Ländern mit 3.000 Anwendern in Phase 1. Eine Harmonisierung war unerlässlich. Bis 2026 wird das S/4-System über 13.000 Anwender in 22 Ländern auf 4 Kontinenten einheitlich unterstützen.
Das Programm konzentriert sich auf Skalierbarkeit, Effizienz und globale Unternehmensdienstleistungen. Supportfunktionen werden zentralisiert, End-to-End-Prozesse optimiert und ein Prinzip der minimalen Anpassung gewährleistet die Standardisierung. Standard-Lösungserweiterungen und die Integration mit der SAP Business Technology Platform sichern Effizienz und RISE-Bereitschaft.
Für RWE ist TranS4mer mehr als nur eine IT-Modernisierung. Durch die Einbettung eines standardisierten S/4-Systems baut das Unternehmen eine skalierbare und transparente Buchhaltungsfunktion auf, die sowohl operative Exzellenz als auch strategische Entscheidungsfindung unterstützt.
Fazit
Die Transformation des Finanzbereichs ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Er beginnt mit einer klaren Bewertung, entwickelt sich zu einer Zielvision und schreitet in Etappen, den Plateaus, voran, die nachhaltigen Wert schaffen. Auf diesem Weg sind schnelle Erfolge unerlässlich, um Dynamik aufzubauen, während das langfristige Ziel darin besteht, den Finanzbereich sowohl als effizienten Betreiber als auch als strategischen Innovator zu etablieren.
Die Erkenntnisse aus den Projekten bei SCHOTT und RWE veranschaulichen, wie dies in der Praxis aussieht. SCHOTT erzielte schlankere Prozesse, mehr Transparenz und tiefere Einblicke durch die Harmonisierung seiner Strukturen und die Einführung neuer Ledger-Funktionen. RWE bewältigte die globale Komplexität durch die Standardisierung seiner Finanzlandschaft, die Reduzierung der Buchungskreise und die Skalierung des Finanzwesens zur Unterstützung seiner Energiewende.
Bei der Transformation geht es nicht nur um die Migration zu S/4HANA. Es geht darum, eine Finanzfunktion zu schaffen, die Einblicke, Effizienz und Widerstandsfähigkeit im gesamten Unternehmen fördert.